Sehbehinderung und Blindheit
Mittwoch, den 08. Oktober 2008 um 08:28 Uhr
Pro Jahr werden in Deutschland rund 150–200 Kinder mit einer angeborenen Blindheit und rund fünfmal so viele mit einer hochgradigen Sehbehinderung geboren. Über die Hälfte dieser Kinder ist dabei mehrfach behindert. Hinzu kommen die Kinder, die z. B. aufgrund von Unfällen früh ihr Augenlicht verlieren. So sehen hochgradig sehbehinderte Kinder die Welt: Links außen eine höhergradige Kurzsichtigkeit mit noch 10% Sehvermögen, links mittig bei noch 1% Sehvermögen, rechts mittig bei Netzhautschädigung und rechts außen bei Gesichtsfeldeinschränkung (Tunnelblick). [Idee: SON; Bild: ASL] Als blind gilt, wer weniger als 1/50 (= 2%) des Sehvermögens eines Gesunden hat, als hochgradig sehbehindert der, dessen Sehvermögen zwischen 1/50 und 1/20 (= 2–5 %) des Normalen liegt. 40 % der Bahnen im Gehirn können dem Sehsinn im weitesten Sinne zugeordnet werden – der Sehsinn ist beim Menschen der überragende Sinn für die Orientierung im Raum. Sehen ist beim Kind außerdem untrennbar mit Entwicklung verknüpft: Wer das Gesicht der Mutter nicht erkennt, kann es nicht anlächeln, wer das Spielzeug nicht sieht, kann nicht danach greifen, wer den Löffel in Papas Hand nicht wahrnimmt, kann nicht nachahmen, wie man ihn benutzt. Die hochgradige Sehbehinderung oder gar Blindheit eines Säugling oder Kleinkindes zu erkennen ist nicht immer leicht, zumal das Kind sich ja nicht über schlechtes Sehen beklagt – es kennt es schließlich nicht anders. Warnzeichen
Mit einem einfachem Test können Sie einen möglichen Verdacht überprüfen: Halten Sie in einem abgedunkelten Raum eine Taschenlampe in die Augen Ihres Säuglings. Verengen sich nicht beide Pupillen rasch und deutlich, sollten Sie Ihren Kinderarzt aufsuchen. Da die Entwicklung des Gehirns auch durch Seheindrücke angetrieben wird, zeigen hochgradig sehbehinderte und blinde Kinder im Vergleich zu gesunden Kindern zunächst eine teils erhebliche Entwicklungsverzögerung, die bei optimaler Förderung aber (weitgehend) aufgeholt werden kann. Glücklicherweise existieren in allen deutschsprachigen Ländern umfangreiche Förderprogramme für Kleinkinder und alle Arten spezialisierter Schulen für die größeren Kinder. Auch werden die hohen Kosten dieser und anderer Fördereinrichtungen vom Staat getragen. Die Förderung verlangt aber von den Eltern des Kindes eine ständige Mitarbeit, die viel Wissen erfordert. Wer weiß denn schon, wie das Restsehvermögen optimal gefördert werden kann, welches Spielzeug für ein blindes Kind geeignet ist, welche Situationen einem blinden Kind Angst einflößen oder es anderweitig psychisch belasten, welche Schule die beste ist? Die im Kasten genannten Adressen helfen weiter. Weiterführende Informationen
Aktualisiert ( Mittwoch, den 08. April 2009 um 09:48 Uhr )
© Herbert Renz-Polster et. al.: Gesundheit für Kinder, 2. Auflage 2006, Kösel Verlag München |