Hintergrundwissen Atemwege und Lunge, Atmung
Montag, den 06. Oktober 2008 um 13:30 Uhr
Der Kreis des LebensÜber unsere Lungen sind wir in den großen Kreislauf des Lebens eingegliedert: Pflanzen nutzen für ihr Wachstum die Nährstoffe der Erde und das Kohlendioxid der Luft. Der Sauerstoff, den sie dabei sozusagen als Abfallprodukt produzieren, wird von den Tieren und Menschen eingeatmet und unterhält deren Stoffwechsel. Aus Letzterem wiederum geht Kohlendioxid hervor, der Grundstoff des Pflanzenlebens – unsere Atmung nimmt und gibt, sie setzt uns mit der lebenden Welt in Verbindung. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass der Atmung schon immer auch eine spirituelle Bedeutung zugedacht wurde. Insbesondere in fernöstlichen Religionen ist es die Atmung, die dem Wahrheitssuchenden über die Begrenzungen seiner körperlichen Lebenswelt hinweghelfen soll, man denke nur an Yoga-Übungen oder die Meditation. Ob in einem körperlichen oder einem spirituellen Sinne – mit jedem Atemzug unterhalten wir die Flamme, die in jedem von uns brennt. Um den lebenserhaltenden Sauerstoff möglichst effektiv aus der eingeatmeten Luft aufnehmen zu können, ist die Lunge innerlich wie ein Schwamm zu Millionen Bläschen aufgebauscht. Es ist aber nicht nur Sauerstoff, den unser Körper über diese riesige innere Oberfläche »aufsaugen« kann. Seit alters her führt sich der Mensch über seine Lungen flüchtige Genussstoffe zu, allen voran das Nikotin. Leider verursacht der dadurch ausgelöste kurzfristige Lustgewinn langfristig eine Entzündung der empfindlichen Bläschenstruktur, denn der Rauch reizt die feinen Zellen und konfrontiert sie mit schädlichen Giften. Mit zunehmendem Alter vernarbt der ehemals flauschige Schwamm – die Raucherlunge tut ihren Dienst nur noch unter Rasseln und Husten und arbeitet bald schon für ein gutes Leben nicht mehr gut genug. Wer meint, dass dies ein Problem »der Alten« sei, der irrt. Denn die Weichen zu einer lungenfeindlichen Lebensweise werden in der Kindheit gestellt: Die weitaus überwiegende Mehrzahl der Raucher »erlernt« ihre Sucht als Kinder, spätestens als Jugendliche, vielfach von den ach so nachahmenswerten Erwachsenen im eigenen familiären Umfeld. WissenswertDie Luft strömt zunächst durch die in der Zeichnung rot eingefärbten oberen Luftwege (also Nase und oberen Rachen) und tritt dann durch den Kehlkopf in die unteren Luftwege ein (Letztere sind auf dem Bild blau schattiert). Durch die sich immer weiter aufteilenden Bronchien gelangt die Luft schließlich bis in die Lungenbläschen, wo der Sauerstoff ins Blut aufgenommen wird. [AMR] Atemwege und Lunge stellen den lebensnotwendigen Gasaustausch mit der Außenluft sicher. Sie werden gegliedert in:
Die eingeatmete Luft passiert als Erstes die Nasenhöhle. Hier wird die Luft nicht nur erwärmt und befeuchtet, sondern auch »vorgereinigt«: Unzählige Flimmerhärchen auf der Schleimhaut befördern eingedrungene Fremdstoffe in den Rachen, wo sie meist durch Verschlucken »entsorgt« und so unschädlich gemacht werden. Am Dach der Nasenhöhle liegt die Riechschleimhaut; sie erkennt Tausende von chemischen Beimengungen in der Atemluft und meldet die Düfte an das Gehirn weiter. Um die Nasenhöhle herum liegen die Nasennebenhöhlen. Diese in den Schädelknochen eingelassenen Hohlräume sind mit Schleimhaut ausgekleidet und stehen alle über kleine Öffnungen mit dem Inneren der Nase in Verbindung – kein Wunder, dass die kleinen Nasen der Kinder so gewaltige Mengen an Nasensekret produzieren können! Nach Passage der Nase gelangt die Luft in den Rachen. Reichlich Abwehrgewebe des Rachens setzt hier die Säuberungsarbeit fort und entfernt Krankheitserreger, bevor sie die unteren Luftwege schädigen können. In den oberen Teil des Rachens mündet die Ohrtrompete, ein kleines »Röhrchen«, das Rachen und Mittelohr miteinander verbindet (Abbildung des Ohres). Im Rachen benutzen Luft und Nahrung ein Stück lang den gleichen Weg, bevor sie sich im unteren Rachenbereich wieder trennen: Die Luft strömt nach vorne in den Kehlkopf, die Nahrung gelangt in die dahinter verlaufende Speiseröhre. Dass diese Doppelnutzung des Rachens keine ideale Konstruktion ist, weiß jeder, der sich einmal verschluckt hat. Dass das Verschlucken dennoch sehr selten ist, verdanken wir dem schuhlöffelartig ausgebildeten, über dem Kehlkopf sitzenden Kehldeckel (= Epiglottis): Beim Atmen steht dieser Knorpel aufrecht und lässt die Luft in den Kehlkopf und damit die unteren Luftwege eintreten. Beim Schlucken stellt sich der Kehldeckel quer und verschließt die Luftwege, die Nahrung rutscht nach hinten in die Speiseröhre. Unterhalb des Kehlkopfes schließt sich die Luftröhre (= Trachea) an. Sie teilt sich an ihrem unteren Ende in zwei Hauptbronchien auf, die sich ihrerseits immer weiter in Bronchien und Bronchiolen verzweigen. »Endstation« für die eingeatmete Luft sind die traubenförmigen Lungenbläschen (= Alveolen), die von kleinsten Blutgefäßen umsponnen werden. Hier sind Luft und Blut nur durch eine ganz dünne Gewebemembran getrennt, der Sauerstoff tritt aus der Luft ins Blut über, während das Kohlendioxid den umgekehrten Weg nimmt. Das sauerstoffreiche Blut wird dann durch den Kreislauf in den ganzen Körper transportiert.
Erkrankungen der AtemwegeBei Kindern kommen vor allem Infektionen der Atemwege vor, ganz überwiegend Erkältungskrankheiten (wie häufig diese sind, davon wissen alle Eltern ein Lied zu singen). An zweiter Stelle stehen die allergischen Erkrankungen der Atemwege: der Heuschnupfen (allergische Entzündung der oberen Luftwege) und das Asthma (zumeist allergische Entzündung der unteren Luftwege). Der bei Erwachsenen gefürchtete Lungenkrebs tritt im Kindesalter nicht auf, wohl aber wird nicht selten durch Rauchen bereits im Jugendalter der Grundstein dafür gelegt.
Aktualisiert ( Dienstag, den 14. April 2009 um 14:58 Uhr )
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