Medikamente geben - Medikamentengabe bei Kindern
Mittwoch, den 03. Juni 2009 um 12:53 Uhr
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Medikamentengabe bei Kindern
Alptraum? – Nein, BeipackzettelDas Kleingedruckte hat es oft in sich: Nicht nur stellt sich heraus, dass in dem rosa Saft ein ganzes Chemiebuch von Zusatzstoffen steckt, sondern auch dass mit Einnahme des angeblich »gut verträglichen« Medikaments Leib und Leben in Gefahr sind. Die Liste der Nebenwirkungen reicht oft von Allergien über Ãœbelkeit bis hin zur Darmentzündungen (»teils mit Darmdurchbruch«). Medikamente sind nun einmal hoch potente Wirkstoffe, die nicht immer garantiert zielgenau wirken können – dies ist der Grund, weshalb sie nur dann eingesetzt werden, wenn es einen schweren Schaden abzuwenden gilt. Die Liste der Nebenwirkungen ist oft auch deshalb so drastisch, weil die Hersteller auch extrem seltene Nebenwirkungen angeben müssen. Lassen Sie sich vom Arzt helfen, die Nebenwirkungen »in eine Perspektive« zu setzen – er kann Ihnen sagen, welche der angegebenen Gefahren exotischer Art sind. Auch stimmt die im Beipackzettel angegebene Dosierung nicht immer mit der Verordnung des Arztes überein, vor allem bei Antibiotika. Warum? Die Hersteller sind daran interessiert, möglichst preisgünstige Tagesdosen zu melden, so stehen sie im Vergleich mit anderen Herstellern günstig da – deshalb orientieren sich die Dosierungsangaben oft an der unteren Grenze der Empfehlungen von Experten. Dies ist auch der Grund, weshalb der Arzt oft zwei anstatt einer Flasche des Medikaments verordnen muss – was wiederum im Sinne der Pharmaunternehmen ist, für die auch der weggekippte Rest die Kasse klingeln lässt. Alkohol für Kinder?Für die Herstellung gerade pflanzlicher und homöopathischer Tropfen ist Alkohol oft unverzichtbar; zugleich ist er ein natürliches Konservierungsmittel. Aber ist Alkohol für Kinder nicht bedenklich? Wie kriegt man die Medizin von der Packung ins Kind?Globuli können schon Säuglingen in den Mund gesteckt werden, da sie sich von selbst auflösen und deshalb nicht in den »falschen Hals« geraten können.
[FOL]Das Verabreichen von Medikamenten erfordert nicht nur Geduld, sondern auch Ehrlichkeit. Wer ein Kind zum Schlucken der bitteren Pille überreden will, indem er versichert, das Medikament sei ein neu auf den Markt gekommenes Smartie, kriegt spätestens bei der nächsten Runde Schwierigkeiten. Selbst kleinen Kindern sollte der Sinn und Zweck eines Medikaments altersgerecht erklärt werden. Schreiben Sie ruhig den Namen des Kindes auf das Fläschchen oder die Schachtel, damit es auch sieht, dass dies »seine Medizin« ist. Auch wenn das eine oder andere Kind sich auf spielerische Art zur Einnahme des Medikaments überreden lässt (oder durch Tricks und Ablenkung überlistet werden kann), hat es sich bei den meisten Kindern bewährt, ein Medikament ohne große Vorreden zügig zu geben – verbreiten Sie eine Stimmung der Unausweichlichkeit, wie in einem Western, wenn der Held den Saloon betritt: Die Szene mit dem Löffelchen gehört zum Drehbuch; sie kann nicht ausgelassen werden. Aufbewahrung von MedikamentenAuch gerade im Gebrauch befindliche Medikamente sollten kühl und vor dem Zugriff kleiner Entdeckerhände gut geschützt aufbewahrt werden, z. B. im elterlichen Schlafzimmer. Manche angerührten Säfte und Zäpfchen gehören in den Kühlschrank (Beipackzettel beachten). Beachten Sie auch das Verfallsdatum angebrochener Packungen. Entsorgt werden Medikamente über die Apotheke. Gabe von ZäpfchenBei der Gabe von Zäpfchen halten Sie Ihr Kind am besten wie bei der Fiebermessung Link (also Beine nach oben. Bestreichen Sie das Zäpfchen mit etwas Vaseline oder Babycreme und schieben Sie es zügig ein, bis es verschwindet. Dann den Finger noch mit etwas Druck ein paar Sekunden am After lassen, manchmal drücken Kinder nämlich das Zäpfchen unwillkürlich gleich wieder hinaus. Am besten kneifen Sie aus demselben Grund die Pobacken auch danach noch etwa eine halbe Minute zusammen. Flutscht ein Zäpfchen trotzdem wieder aus dem Po, versuchen Sie einmal, das Zäpfchen »andersherum« einzuführen, es hält dann eventuell besser. Ohrentropfen, Augentropfen, NasentropfenDa geht leicht mal was daneben – nur die Tropfen zählen, die wirklich ins Auge gelangen. Bei den Nasentropfen fällt dies leichter, trotzdem streiten sich die Nasentropfen mit den Augentropfen um Platz 1 auf der »Unbeliebtheitsskala« von Kindern.
[ADM]Mit diesen Tropfen werden Sie bei Ihrem Kind nur wenig Beifall ernten. Legen Sie das Kind am besten flach auf den Rücken und lassen Sie, wenn möglich, eine zweite Person das Köpfchen halten. Einen Säugling können Sie auch in ein Handtuch einwickeln, damit er Ihnen nicht mit den Händen in den Weg kommt. Beugen Sie sich über das Kind und träufeln die Tropfen ein.
Aktualisiert ( Montag, den 27. Februar 2012 um 16:50 Uhr )
© Herbert Renz-Polster et. al.: Gesundheit für Kinder, 2. Auflage 2006, Kösel Verlag München |