Bakterielle Hautentzündungen
Dienstag, den 07. Oktober 2008 um 13:03 Uhr
Bakterielle Hautentzündungen sind bei Kindern häufig. Rechtzeitig behandelt, heilen sie in aller Regel innerhalb von 1 bis 2 Wochen aus. Gefährlich werden bakterielle Hautentzündungen vor allem Neugeborenen und abwehrgeschwächten Kindern. Leitbeschwerden
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Das Wichtigste aus der MedizinUnsere Haut ist natürlicherweise von unzähligen gutartigen winzigen Bakterien besiedelt. Wirkungsvolle Schutzmechanismen sorgen dafür, dass die Bakterien nicht in tiefere Hautschichten vordringen können. Anders bei verletzter oder durch Erkrankungen vorgeschädigter Haut: Hier können sich auch infektionsauslösende Bakterien halten, die dann leicht in die Haut eindringen und zu einer bakteriellen Hautentzündung führen. Wird dabei Eiter gebildet, spricht der Mediziner von einer Pyodermie. Gelingt es den Bakterien tiefer einzudringen, ist nicht mehr nur die Haut, sondern der ganze Organismus betroffen – erkennbar an einem beeinträchtigten Allgemeinbefinden und Fieber. Staphylokokken, einer der Erreger der Impetigo contagiosa, zeigen sich im Mikroskop als Kugelbakterien. Staphylokokken kommen auch bei vielen gesunden Kindern in den Nasenschleimhäuten vor, so dass sich Ansteckungen (durch Händekontakt) nicht so einfach vermeiden lassen.
[MKK]Am häufigsten: Impetigo contagiosaBei Kindern wohl die häufigste bakterielle Hautentzündung ist die ansteckende Impetigo contagiosa (= Grindflechte, Grind). Sie tritt vornehmlich bei Klein- und Kindergartenkindern auf, meist im Gesicht oder an den Händen. Die Impetigo contagiosa ist eine Entzündung der Oberhaut (siehe Abb.), hervorgerufen in aller Regel von Staphylokokken- oder Streptokokken-Bakterien, die z. B. aus dem Rachen (oder einem anderen Kind mit Impetigo) verschleppt werden. Es bilden sich Hautbläschen unterschiedlicher Größe, die von einem geröteten Saum umgeben werden und eitrig eintrüben. Insbesondere kleine Bläschen platzen rasch, es entstehen die typischen honiggelben Krusten, und die Herde breiten sich aus. Durch die Finger werden die Bakterien in weitere Hautregionen, aber auch auf andere Kinder getragen und führen zu immer neuen Herden. Vor allem Kinder mit ausgedehnten Entzündungen können sich in ihrem Allgemeinbefinden beeinträchtigt fühlen. Kinder mit vorbestehenden Hauterkrankungen, wie beispielsweise der Neurodermitis, oder einer Abwehrschwäche erkranken besonders schwer. Komplikationen der Impetigo contagiosa sind bei rechtzeitiger Behandlung selten. Bei Streptokokken können die beim Scharlach dargestellten Streptokokken-Zweiterkrankungen auftreten, bei Staphylokokken das Lyell-Syndrom. Der Erreger von Herpesbläschen, das Herpes-simplex-Virus, ist eng mit dem Erreger der Windpocken, dem Varizella-Zoster-Virus, verwandt – beide gehören zur Herpes-Gruppe. Die Viren in dieser »Familie« haben eine besondere Eigenschaft: Sie können sich nach dem ersten Kontakt lebenslang im Körper halten (oben im Bild sind zwei Viren in eine Nervenzelle eingedrungen, wo sie vom Immunsystem nicht verfolgt werden können). Deshalb können Infektionen mit Viren aus der Herpes-Gruppe – oft nach Jahren – wieder aufflackern. Die dann entstehenden Krankheiten bleiben allerdings in aller Regel örtlich begrenzt (Herpesbläschen beim Herpes-simplex Virus, Gürtelrose beim Varizella-Zoster-Virus).
[TEP/RKL]Warnhinweis: NagelumlaufEbenfalls häufig ist der sogenannte Nagelumlauf (= Paronychie). Eine kleine Verletzung am Nagelfalz dient den Bakterien als Eintrittspforte. Zu Beginn beschränkt sich die Entzündung auf eine kleine Stelle am Nagelfalz. Von dort aus breitet sie sich aus und umgibt schließlich halbkreisförmig die hintere Nagelhälfte – sie ist um den Nagel »herumgelaufen«. Der Nagelfalz ist wulstartig geschwollen, gerötet und druckschmerzhaft, das Kind aber ansonsten nicht beeinträchtigt. Abszess, Follikulitis und FurunkelManche Bakterien, etwa Staphylokokken, neigen dazu, das Gewebe einzuschmelzen, so dass eine recht gut abgrenzbare »Eiterhöhle« entsteht – ein Abszess. Die Haut wölbt sich vor, ist rot und oft warm, und beim (vorsichtigen!) Betasten spürt man, dass sich unter der Hautoberfläche Flüssigkeit befindet. Wenn Bakterien entlang des Haarfollikels in tiefere Hautschichten einwandern, entstehen besondere Hautinfektionen:
Furunkel im Gesichtsbereich sind insbesondere bei Jugendlichen gar nicht so selten. Sie müssen unbedingt ärztlich behandelt werden, um eine Ausbreitung der Entzündung ins Gehirn zu vermeiden (Erreger können über die Blutgefäße ins Gehirn gelangen und sich dort weiter vermehren). Bis zum Arztbesuch auf keinen Fall am Furunkel drücken oder quetschen! Dadurch werden die Bakterien in die Tiefe gedrückt. ErysipelBei diesem fünfjährigen Kind haben Bakterien zu einem ausgeprägten Nagelumlauf geführt: Nicht nur der Nagelfalz, sondern das gesamte Fingerendglied ist entzündet, am Übergang von Nagelfalz und Nagelplatte sind Eiterkrusten sichtbar, und im Bild links löst sich bereits der Nagel. Mit einem solchen Finger sollten Sie Ihr Kind unbedingt dem Kinderarzt vorstellen, schon allein, um es baldmöglichst von den klopfenden Schmerzen zu erlösen.
[RKL]Andere Bakterien dringen weniger in die Tiefe vor, sondern breiten sich mehr flächenhaft aus. Bei einem Erysipel findet diese Ausbreitung im Unterhautfettgewebe statt, bevorzugt im Gesicht, an Arm oder Bein. Verursacher sind meist Streptokokken, die über winzige Hautverletzungen eingedrungen sind. Innerhalb weniger Stunden wird die Haut flammend rot (mit scharfer Grenze), geschwollen und überwärmt, das Kind hat Fieber und fühlt sich in aller Regel auch sehr krank. Selten, aber gefährlich: Lyell-SyndromGlücklicherweise selten ist das bedrohliche, durch Staphylokokken verursachte (staphylogene) Lyell-Syndrom. Es ist keine Hautinfektion, sondern eine übersteigerte Reaktion des Immunsystems auf Staphylokokken-Infektionen an anderen Körperstellen, die sich vor allem an der Haut abspielt. Das Lyell-Syndrom tritt meist als Komplikation einer Impetigo, Rachen- oder Mittelohrentzündung auf, manchmal aber auch (scheinbar) aus heiterem Himmel. Das Kind – meist ein Baby oder Kleinkind – bekommt zuerst hohes Fieber und einen scharlachähnlichen Ausschlag, bevor sich nach 1–2 Tagen am ganzen Körper große Hautblasen bilden, die platzen und offene Hautstellen hinterlassen. Das staphylogene Lyell-Syndrom muss auf jeden Fall im Krankenhaus mit Antibiotikainfusionen behandelt werden. Das macht der Arzt
Aktualisiert ( Donnerstag, den 29. Januar 2015 um 13:38 Uhr )
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