Zu frühe oder zu späte Pubertät - Das Wichtigste aus der Medizin
Dienstag, den 07. Oktober 2008 um 11:43 Uhr
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Das Wichtigste aus der MedizinDie »normale« Pubertät Normalerweise setzt die Pubertät beim Mädchen ungefähr mit zehn Jahren und beim Jungen etwa zwei Jahre später ein: Brust bzw. Penis und Hoden wachsen und die Schambehaarung beginnt zu sprießen. Etwa mit 13 Jahren (im Durchschnitt etwa 2,5 Jahre nach Beginn der Brustentwicklung) bekommen Mädchen ihre erste Regelblutung (= Menarche). Ein Jahr zuvor haben sie ihren größten Wachstumsschub, der dann mit der Menstruation rasch abklingt – mit der Menstruation hat ein Mädchen schon 95 % seiner Endgröße erreicht. Die ersten nächtlichen Samenergüsse fallen beim Jungen meist in die Zeit zwischen dem 14. und 15. Geburtstag. In dieser Zeit, etwa zwei Jahre nach den Mädchen, beginnt der »Wachstumsspurt« des Jungen. Doch diese nüchternen Zahlen spiegeln nicht die große Schwankungsbreite des Normalen wider: Ein Mädchen, das mit neun seine erste Regelblutung bekommt, kann genauso »normal« sein wie der Junge, der mit 15 noch immer vergeblich den Bartwuchs »herbeizurasieren« sucht. Während übergewichtige Mädchen ihre Pubertät eher früher beginnen, sind übergewichtige Jungs eher »spät dran«. Beides hat damit zu tun, dass das Fettgewebe auch kleine Mengen von Östrogenen bilden kann – welche beim Mädchen die Pubertät eher unterstützen, beim Jungen dagegen eher hemmen. In diesem Zusammenhang wird vermutet, dass der bessere »Ernährungszustand« einer der Gründe ist, weshalb die Pubertät bei Kindern heute deutlich früher einsetzt als noch vor wenigen Generationen (sogenannte Akzeleration) – in der Tat hat sich die Kindheit über diese Zeit um immerhin 2–3 Jahre verkürzt! Am Anfang der Pubertät funktioniert das Zusammenspiel der Geschlechtshormone manchmal noch nicht ganz perfekt: Es kann dann bei Jungen vorübergehend zu einer andeutungsweisen ein- oder beidseitigen Entwicklung der Brüste kommen. Nach ein paar Monaten legt sich das – zumindest bei Jungs mit normalem Körpergewicht – dann wieder.
[RKL]Verfrühte PubertätVon einer »zu frühen« Pubertät wird dann gesprochen, wenn ein Mädchen schon vor dem 9. Lebensjahr Brüste entwickelt oder sich die Hoden bei einem Jungen schon vor dem 10. Lebensjahr vergrößern (dabei bilden sich dann in der Regel auch die ersten Schamhaare). Mädchen sind viermal häufiger betroffen als Jungen. Bei der sog. echten verfrühten Pubertät (= Pubertas praecox vera) gibt das Gehirn den »Startschuss« für die Pubertätsentwicklung zu früh, insbesondere bei Mädchen – meist ohne dass eine Ursache hierfür feststellbar wäre. Die verschiedenen Pubertätsstadien setzen dabei in ihrer normalen Reihenfolge ein. Ähnliches gilt für die familienbedingten Formen der verfrühten Pubertät, konstitutionelle Frühentwicklung, genannt. Bei diesen Kindern waren auch die Eltern »Frühentwickler«, eine Ursache ist nicht feststellbar.
Verspätete PubertätUmgekehrt kann die Pubertät auch (im Vergleich zur überwältigenden Mehrheit) verspätet sein – hiervon sind Jungen häufiger betroffen als Mädchen. Bei diesen Kindern bleibt bis zum 14. bzw. 16. Lebensjahr Brustentwicklung oder Hodenwachstum aus. Die häufigste Ursache sind familienbedingte Formen, die so genannte konstitutionelle Entwicklungsverzögerung. Diese »Spätzünder« sind – wie meist ihre Eltern eine Generation vorher – in ihrer allgemeinen körperlichen Reifung hinterher, was sich im Röntgenbild auch an den Knochen nachweisen lässt. Andere Formen sind selten: Alle chronischen Organerkrankungen können nicht nur Untergewicht und Kleinwuchs bedingen, sondern auch die Pubertät hinauszögern. Auch hormonelle Störungen, etwa im Rahmen von Chromosomenstörungen, bei Schilddrüsenunterfunktion oder Schäden der Hoden oder Eierstöcke, können zu einem Ausbleiben der Pubertät führen.
Aktualisiert ( Donnerstag, den 29. Januar 2015 um 13:20 Uhr )
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