Veränderungen des Urins und beim Wasserlassen
Dienstag, den 11. August 2009 um 08:13 Uhr
Wenn es bei Kindern Probleme mit dem Wasserlassen gibt, dann heißt das Problem meist »Bettnässen« – und das ist in aller Regel zwar ein Ärgernis (vor allem für das Kind), aber keine Krankheit (siehe Einnässen). Verklebung der SchamlippenEin anderes Problem, das nur in Ausnahmefällen krankhaft ist, ist die bei Mädchen unter sechs Jahren gar nicht so seltene Verklebung der kleinen Schamlippen (= Labiensynechie). Sie tritt bei immerhin 2 % der Mädchen im Alter von 3 Monaten bis 6 Jahren auf. Meist handelt es sich um eine zufällige Entdeckung, etwa beim Windel-Wechseln: Die kleinen Schamlippen kleben mit einer blassen, halb durchsichtigen »Brücke« zusammen. Oder das Kind bemerkt beim Aufstehen nach dem Wasserlassen, dass Urin eine Zeit lang »nachtröpfelt«. Nur ganz selten entstehen echte Probleme, etwa durch Infektionen der Scheide, Harnwegsinfekte oder Probleme mit dem Wasserlassen. Woher die Verklebung genau kommt, ist im Einzelfall unbekannt, evtl. besteht zuerst eine Entzündung an den kleinen Schamlippen (etwa durch Sand vom Spielen, reibende Kleidung oder juckende Finger) und die beiden Hautfalten wachsen bei der Heilung einfach zusammen. Der »Verschluss« ist allerdings nur provisorisch – in der Pubertät, wenn die Schamlippen durch die weiblichen Geschlechtshormone aufgelockert werden, trennen sich die Lippen meist wieder von selbst. Deshalb kann mit der Behandlung zumindest im »Windelalter« zugewartet werden. Bedeckt die Verklebung einen großen Teil der Scheidenöffnung, so zeigen Sie den Befund aber am besten dem Kinderarzt, um sicher zu gehen, dass das Problem tatsächlich von den kleinen Schamlippen ausgeht (auch ein Jungfernhäutchen kann selten einmal die Scheide komplett verschließen). Bestehen Probleme wie Harnträufeln, oder geht die Verklebung einfach nicht weg, so kann eine östrogenhaltige Creme (etwa Ovestin®) zwei bis drei Wochen lang ein- bis zweimal täglich aufgetragen werden. Damit sie gut wirkt, wird sie am besten mit dem Finger einmassiert. Löst sich die Verklebung, behandeln Sie noch eine Weile mit einer Heilsalbe nach. Wirkt die Östrogencreme nicht, so können die Schamlippen (nach Vorbehandlung mit einer betäubenden Creme, evtl. zusätzlich in einer leichten Narkose) von einem Frauenarzt instrumentell auseinander gespreizt werden.
Aktualisiert ( Mittwoch, den 26. August 2009 um 15:45 Uhr )
© Herbert Renz-Polster et. al.: Gesundheit für Kinder, 2. Auflage 2006, Kösel Verlag München |