Hintergrundwissen Haut
Dienstag, den 07. Oktober 2008 um 12:46 Uhr
Seite 1 von 3 Mehr als eine »Hülle« um den Körper herumUnsere Kinder »fühlen sich wohl in ihrer Haut« oder sie »fahren leicht aus der Haut« – je nach ihrer Gemütslage. Das ist lange bekannt. Aber erst in den letzten Jahren wurde entschlüsselt, wie diese Wechselwirkung mit der Psyche zustande kommt. Demnach ist die Haut ein hart arbeitendes Organ, das Dutzende von Botenstoffen produziert und so beständig mit dem Rest des Körpers – und mit der Seele – kommuniziert. Frühgeborene, die häufig berührt oder gestreichelt werden, wachsen schneller und legen ein Drittel mehr an Gewicht zu als die allein dem Brutkasten überlassenen Frühgeborenen. Die durch Berührung der Haut freigesetzten Signalstoffe lassen nämlich auch die Wachstumshormone des Körpers ansteigen. Berührungen lassen Babys aber nicht nur wachsen, sie heben auch die Stimmung. Die auf streichelnde Berührungen abgegebenen Zytokine (eine Art der oben genannten Botenstoffe) wirken auf die gleichen Gehirnteile wie die gegen Depressionen wirkenden Medikamente. Kein Wunder, dass sich da die Seele freut! Wer ein Baby beobachtet, wie es sich unter den streichelnden Bewegungen seiner Eltern räkelt, wird zustimmen, dass die Haut unserer Kleinen viel zu oft unter einen Strampler weggepackt wird. Emotionale VerbindungDie Haut besteht aus drei Schichten: der Oberhaut, die an ihrer Oberfläche aus bereits abgestorbenen und deshalb recht unempfindlichen Zellen besteht, der Lederhaut, welche Nervenzellen, Talgdrüsen, Haarbälge und auch die Schweißdrüsen beherbergt, sowie der Unterhaut mit Nerven und Blutgefäßen.
[GRA]Ãœber die Haut erfährt das Kind aber nicht nur das liebevolle Eingebundensein in die Welt, auch sein Immunsystem ist mit dieser wundersamen Oberfläche verschaltet. Wenn Sonne die Haut bescheint, kommt nicht nur die Produktion des knochenstärkenden Vitamin D in Gang, sondern es werden auch große Mengen an Interleukin 10 gebildet, einem entzündungshemmenden Botenstoff mit vielfältigen regulierenden Wirkungen im Immunsystem. Kein Wunder also, dass Eltern – ohne sich all dieser Zusammenhänge unbedingt bewusst zu sein – seit jeher über makellose Babyhaut ins Schwärmen geraten und umgekehrt jedes Pickelchen mit Argwohn betrachten. Eine schöne Haut ist nun einmal wie eine schöne Verpackung – sie lockt an, macht neugierig, welcher Mensch sich darin verbirgt. Umso schwerer haben es Kinder mit Ekzemen – nicht nur hat die Verpackung einige Knitterstellen, sie versagt auch ihren Dienst, Wohlbefinden zu vermitteln. Denn selbst wenn nur wenige Stellen betroffen sind – für das Kind juckt die ganze Haut, und Berührungen werden als unangenehm empfunden. Daher umso willkommener sind die inzwischen weit fortentwickelten Medikamente, mit deren Hilfe sich heute etwa eine Neurodermitis meist gut unter Kontrolle bringen lässt.
Aktualisiert ( Mittwoch, den 29. Februar 2012 um 17:31 Uhr )
© Herbert Renz-Polster et. al.: Gesundheit für Kinder, 2. Auflage 2006, Kösel Verlag München |