Infektionsneigung
Freitag, den 07. August 2009 um 14:14 Uhr
Das Kleinkind könnte geradezu als ein Wesen mit naturgegebener Infektionsneigung beschrieben werden. Denn »ohne Fleiß kein Preis« ist die Devise des Immunsystems – es kann nur dann leistungsfähig werden, wenn es die wichtigsten Erreger nach und nach »durchmacht«. Dieses Training beginnt gegen Ende des ersten Lebensjahres, wenn der natürliche Schutz durch die mütterlichen Antikörper (siehe Nestschutz) abfällt. Ab jetzt sind bis zum Schulalter im Schnitt 6–8 Infektionen (im 2. Lebensjahr sogar 8–12) pro Jahr normal. Nichtgestillte Kinder sowie Kinder rauchender Eltern haben statis-tisch mehr Infektionen, vor allem Mittelohrentzündungen, als ihre gestillten, nicht-mitrauchenden Altersgenossen. Auch Kinder in großen Familien oder Kleinkinder, die Kinderbetreuungseinrichtungen besuchen, schlagen sich häufiger mit »eingeschleppten« Infekten herum. Weniger als ein Prozent der Kinder leidet unter einer krankhaften Infektionsneigung durch eine angeborene oder erworbene Schwäche des Immunsystems. Solche Kinder fallen nicht nur durch sehr häufige Infektionen auf, sondern vor allem durch langwierige und schwerwiegende Verläufe der Infektionen (etwa Abszessbildungen an der Haut). Häufig findet der Arzt ungewöhnliche Erreger als Ursache (z. B. Pilze). Häufige Infektionen brauchen aber nicht unbedingt auf Probleme des Immunsystems zurückzugehen. Gehäufte Infektionen entstehen auch im Rahmen bestimmter Organkrankheiten. So neigen z. B. Kinder mit einer Refluxkrankheit immer wieder unter Bronchitis und haben auch häufiger Mittelohrentzündungen. Auch Kinder mit schlecht behandeltem Asthma sind häufiger krank, sie können wegen der verengten Bronchien ihre Luftwege schlechter »sauber halten« und deshalb immer wieder Lungenentzündungen bekommen. Bei Kindern mit einer Abflussstörung an den Harnwegen (vesikoureteraler Reflux) häufen sich Harnwegsinfekte, und so weiter. Hat ein Kind also immer wieder »Probleme an der gleichen Stelle«, ist eine Suche nach eventuell zugrunde liegenden Störungen empfehlenswert. Was tun bei Infektneigung?Die meisten Kinder mit »Infektneigung« sind gesund. Im späten Kindergartenalter klingen die häufigen Infekte von selber ab. Alles, was Sie hier tun können, ist, den Kindern einen gesunden Rahmen zu bieten: gesunde Ernährung, Auslauf, genügend Schlaf und natürlich Freude am Leben. Gesundheitlicher Unsinn wie Zigarettenrauchen sollte Geschichte werden. Vorbeugung gegen AnsteckungAnsteckungen können oft nicht verhindert werden. Kreist ein Infekt durchs Haus, so kann durch Händewaschen die eine oder andere Ansteckung umgangen werden. Auch pflanzliche Mittel lassen sich bei drohender Ansteckung einsetzen:
Aktualisiert ( Mittwoch, den 26. August 2009 um 15:30 Uhr )
© Herbert Renz-Polster et. al.: Gesundheit für Kinder, 2. Auflage 2006, Kösel Verlag München |