Kopfläuse (Pediculi capitis)
Dienstag, den 07. Oktober 2008 um 13:15 Uhr
Kopfläuse (= Pediculi capitis) sind ein Dauerbrenner. Ein- bis zweimal im Jahr verjagt der Zettel »Wir haben Läuse« an der Kindergartentür jede Morgenmüdigkeit und etwa ebenso häufig zieht man zerkrumpelte Empfehlungen zu Läusemitteln aus dem Schulranzen der Älteren. Erzieherinnen im Kindergarten wissen ein Lied davon zu singen: Nach Jahren bis Jahrzehnten relativer Ruhe sind die Kopfläuse wieder auf dem Vormarsch. Vor allem Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter und ihre Familien werden von den Plagegeistern heimgesucht, insbesondere in den Herbst- und Wintermonaten. Es gibt jedoch einen Trost: Auch wenn die Abwehrschlacht gegen die Läuse ganz schön anstrengend ist (und auch so manches Gefecht sieglos endet) – gefährlich sind Läuse nicht. LeitbeschwerdenBei (noch) geringem Lausbefall mit nur wenigen Nissen braucht man neben gutem Licht und Lupe eine ganze Menge Geduld, um die Nissen zu finden und so den Lausbefall zu sichern. Am besten geht es, wenn man die Haare in dünne Strähnen teilt und dann, beginnend an der Kopfhaut, Zentimeter für Zentimeter absucht.
[RKL]
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Das Wichtigste aus der MedizinWas sind Kopfläuse und wie zeigen sie sich?Kopfläuse sind 1–4 mm große, flügellose Insekten, die praktisch nur im menschlichen Kopfhaar leben und sich vom Blut der Kopfhaut ernähren. Am wohlsten fühlen sie sich im Haar hinter den Ohren und im Nacken, wo es schön warm ist. Das ist auch der Grund, weshalb Läuse Kinder mit langen und dichten Haaren bevorzugen und sich dort besonders intensiv vermehren. Eine hungrige Laus ist blass-grau, eine satte eher rötlich-braun. Die Weibchen legen ungefähr einen Monat lang 3 bis 9 Eier täglich und kleben diese samt der sie umgebenden Eihülle mit Hilfe eines wasserunlöslichen »Klebstoffs« an das Haar, etwa 3 –4 mm von der Kopfhaut entfernt. Nach 7 –10 Tagen schlüpfen die Larven (sozusagen die Läuse-Babys), die nach weiteren 7 –10 Tagen selbst wieder Eier ablegen. Ei und Eihülle werden üblicherweise als Nisse bezeichnet. Nissen ähneln Schuppen, sind aber oval und kleben im Gegensatz zu diesen fest am Haar, so dass sie sich nicht einfach mit den Fingern abstreifen lassen. Man kann sie aber vom Haar abziehen, wenn man sie pinzettenartig zwischen zwei Fingernägel zu fassen bekommt. Wenn das Haar wächst, wandern die Nissen mit dem Haar immer weiter von der Kopfhaut weg – das kann helfen, alte Nissen, die auch bei einer erfolgreichen Läusebehandlung manchmal verbleiben, von frischen Nissen zu unterscheiden: Während letztere immer nahe an der Kopfhaut sitzen, sitzen die alten Nissen am Haar weiter außen. Aus Nissen, die weiter als einen Zentimeter von der Kopfhaut entfernt sind, können keine neuen Läuse mehr schlüpfen. Läuse brauchen regelmäßige Mahlzeiten, um zu überleben: Alle 4–6 Stunden saugen sie mit ihrem Stechrüssel Blut aus der Kopfhaut. Dabei spritzen sie auch etwas Speichel mit einer betäubenden Substanz in den Stich hinein, so dass dieser zunächst nicht wehtut. Der Speichel ruft dann aber den für Lausbefall typischen Juckreiz hervor. Hat Ihr Kind zum ersten Mal Läuse, so kann es sein, dass es nicht juckt, denn wie stark der Juckreiz ist, hängt auch davon ab, wie das Immunsystem auf den Speichel reagiert. Und bis sich das Immunsystem gegen den Speichel sensibilisiert, dauert es oft ein paar Wochen. Erst beim zweiten Lausbefall »erinnert« sich das Immunsystem dann sofort an den Speichel, und schon nach wenigen Stunden fängt das Kind an sich zu kratzen. Durch das Kratzen entstehen nässende Wunden an der Kopfhaut, die sich nicht selten entzünden und dann gelbliche Krusten zeigen (= Kopfläuseekzem). Durch die Entzündung können auch die Lymphknoten hinter den Ohren und im Nacken anschwellen. Dass die Haare durch massiven Kopflausbefall verkleben oder gar ausfallen, ist heute selten. Ein kleiner Trost für lausgeplagte Familien: Im Gegensatz zu den hierzulande nur in sozialen Brennpunkten gesehenen Kleiderläusen übertragen Kopfläuse keine Krankheiten. Wie holt man sich Kopfläuse?Kopfläuse holt man sich schneller, als man denkt, denn die Tierchen können zwar weder fliegen noch springen, sind aber schnelle Läufer. Stecken also die lieben Kleinen die Köpfe zusammen – und dies tun eben vor allem Kindergarten- und Grundschulkinder –so können die Läuse mühelos und unbemerkt von Kopf zu Kopf gelangen. Diese Ãœbertragung von Mensch zu Mensch bei engem Kontakt ist am häufigsten. Seltener, aber zweifelsfrei möglich ist die indirekte Ãœbertragung z. B. über Mützen, Kapuzen, Kuscheltiere, Nackenstützen oder Kämme. Auch durch heftiges Haareschütteln werden gelegentlich einmal Läuse in der Umgebung verteilt. Die Nissen sitzen so fest am Haar, dass sie nicht auf andere übertragen werden. Eines ist sicher: Kopfläuse haben nichts mit Schmutz oder ungewaschenen Haaren zu tun – jeder kann sie bekommen, und zwar Kinder wie Erwachsene! Was die Laus angeht, so herrscht echte Demokratie: Wenn in der Klasse Läuse sind, so machen sie vor keinem Kopf halt, ob er aus einem »besseren« Haus kommt oder aus aus einem »Problemviertel«. Das macht der Arzt
Aktualisiert ( Donnerstag, den 29. Januar 2015 um 13:41 Uhr )
© Herbert Renz-Polster et. al.: Gesundheit für Kinder, 2. Auflage 2006, Kösel Verlag München |